Fossil des Monats Dezember 2019

Koralle aus dem Plio-Pleistozän Floridas – Meandrina meandrites (Linnaeus, 1758)

Meandrina meandrites (Linnaeus, 1758), SNSB-BSPG 2011 I 52
Plio-Pleistozän (3,5 – 2 Millionen Jahre), “Pinecrest Sand”, Tamiami-Formation, Sarasota, Florida, USA
Maße: ca. 14 x 21 cm

Das Fossil des Monats Dezember ist eine Koralle, die wegen ihrer Form gerne auch als Hirnkoralle bezeichnet wird. Gefunden wurde sie im “Pinecrest Sand”, einem Teil der Tamiami-Formation bei Sarasota, Florida. Dieses besonders artenreiche, subtropische Sediment ist zeitlich in das späte Pliozän (vor ca. 3,5 – 3 Millionen Jahren) bzw. ins frühe Pleistozän (vor ca. 2,5 – 2 Millionen Jahren) einzuordnen. Zu dieser Zeit schloss sich der Isthmus von Panama und die zentral-amerikanische Landbrücke entstand. Dadurch veränderten sich dort die Meeresströmungen und es kam zum “turnover” in der karibischen Fauna und zum regionalen Massenaussterben. Gleichzeitig veränderte sich das globale Klima, wobei im Pleistozän die Landmassen in den höheren Breiten vereisten und große Gletscher entstanden.

Die Wassertemperaturen bei Florida waren kühler als heute und gelegentlich war der Nährstoffgehalt durch den Auftrieb von nährstoffreichem Wasser aus der Tiefe höher. Dennoch waren die Bedingungen unter Wasser sehr ähnlich zu heute. In Wassertiefen zwischen 40 m und 1 m lebten auf der Westseite Floridas verschiedenste Weichtiere (v.a. Muscheln und Schnecken), Korallen, Algen, Krebstiere und vieles mehr.

Meandrina meandrites ist eine Steinkoralle (Scleractinia), die auch heute noch im karibischen Raum lebt. Erstmals beschrieben wurde sie im Jahr 1758 von dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné (latinisiert Carolus Linnaeus) unter der Bezeichnung Madrepora meandrites. Ihren heutigen Namen hat sie im Jahr 1801 von Jean-Baptiste de Lamarck bekommen. Je nach dem in welcher Wassertiefe die Koralle lebt, ist ihre Form eher flach oder eher kugelförmig. Das ist den gelbbraunen einzelligen Algen (Zooxanthellen) geschuldet, die mit den riffbildenden Steinkorallen in einer Endosymbiose zusammen leben. Aufgrund dieser Beziehung haben die meisten Steinkorallen eine bräunlich-grünliche Farbe. Da die Zooxanthellen für die Photosynthese Licht brauchen, sind die tiefer im Wasser lebenden Korallen flacher, um die Fläche zu vergrößern, mit der sie Licht aufnehmen können.

Wie auch die anderen Korallen des “Pinecrest Sand” ist das Fossil des Monats vergleichsweise klein und war wohl innerhalb einer Korallengemeinschaft isoliert und nicht Teil eines großen Riffes. Das lag daran, dass das Wasser eher trüb, für subtropische Verhältnisse eher kühl und nährstoffreich war und deshalb die Bedingungen für Zooxanthellen, die auch wesentlich zur Kalkbildung der Steinkorallen beitragen, eher ungeeignet. Die Kalkbildung war dementsprechend eingeschränkt und es kam nicht zur Ausbildung großer Riffkörper.

Das Faltblatt mit ausführlichen Informationen zum Fossil des Monats steht wie immer auf der Webseite der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie als PDF-Datei (326 KB) zum Download bereit.

Fossil des Monats ist eine regelmäßige Aktion des Paläontologischen Museums München. Hierbei werden jeden Monat besondere Fossilien aus dem Fundus der Staatssammlung ausgestellt und von Wissenschaftlern der Staatssammlung und dem Lehrstuhl Paläontologie und Geobiologie eingehend in Begleittexten und einem Faltblatt erläutert. Die Freunde der Bayerischen Staatssammlung für Geologie und Paläontologie München e.V. unterstützen diese Aktion.