Fossil des Monats März 2020
Meeresschwamm (Archaeocyatha) – Ethmophyllum whitneyi
Ethmophyllum whitneyi (Meek, 1868), SNSB-BSPG 2019 I 97
Unter-Kambrium, ca. 520 Millionen Jahre, Poleta-Formation, W’ Goldfield, Esmeralda County, Nevada, U.S.A.
Länge: 1,5 cm
Archäocyathiden gehören mit zu den ersten vielzelligen Lebewesen, die mineralisierte Skelette aus Kalziumkarbonat ausbildeten. Vor über 500 Millionen Jahren besiedelten sie karbonatische Schelf- und Riff-Lebensräume in unterkambrischen und früh mittelkambrischen Meeren. Den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreichten die Archäocyathiden im späten Unterkambrium bevor sie bereits am Ende des Unterkambrium so gut wie ausstarben. Mit dem Ende des Kambrium verschwinden sie vollends aus der erdgeschichtlichen Überlieferung.
Archäocyathiden sind Schwämme (Porifera), die vermutlich in die Gruppe der Hornkieselschwämme (Demospongiae) zu stellen sind. Sie sind aspiculat, d.h. sie besitzen keinerlei Schwammnadeln (Spicula). Sie erreichen selten eine Größe von mehr als 20 cm, die meisten Formen liegen in einem Größenbereich von 2 bis 10 cm. Allerdings zeigen sie eine sehr große morphologische Vielfalt, die von tubularen über schüsselförmige bis hin zu vielästigen und flach inkrustierenden Formen reicht. Archäocyathiden waren die dominierenden Faunenelemente in unterkambrischen Riffen, wobei die Ausbildung rigider Riffgerüste nur in Verbindung mit kalzifizierenden Cyanobakterien möglich war.
Die grundsätzliche Form eines Archäocyathiden ist die eines doppelwandigen umgedrehten Kegels, wobei der Bereich zwischen den beiden Wänden als Intervallum bezeichnet wird. Hier befand sich vermutlich der Weichkörper des Schwammes. Im Intervallum können unterschiedliche skeletale Strukturen entwickelt sein, wie z.B. Septa und Tabulae. Am unteren Ende des Skeletts sind häufig wurzelartige Verankerungsstrukturen ausgebildet.
Der archäocyathide Schwamm Ethmophyllum whitneyi stammt aus der Poleta-Formation. Diese Gesteinsformation kam am Westrand von Laurentia (nordamerikanischer Kontinentalblock inkl. Grönland) im sogenannten Esmeralda-Becken zur Ablagerung. Bei dem Gestein handelt es sich um einen braun-beigen, insgesamt fossilarmen, leicht siltigen Mergelkalk. Das Ablagerungsmillieu entsprach einem Gezeitenbereich bzw. einem flach-submarinen Milieu im Vorstrandbereich. Ethmophyllum whitneyi zeichnet sich durch eine zylindrisch-konische Form sowie eine geringe Größe von maximal 2 cm in der Höhe und 4-10 mm im Durchmesser aus. Die Septen sind gerade und nicht porös, in der Nähe der Innenwand sind sie allerdings stark wellig ausgebildet. Ethmophyllum whitneyi dominiert die Archäocyathiden-Vergellschaftungen im mittleren Teil der Poleta-Formation im Westen Nevadas und im angrenzenden Kalifornien.
Das Faltblatt mit ausführlichen Informationen zum Fossil des Monats steht wie immer auf der Webseite der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie als PDF-Datei (1,9 MB) zum Download bereit.
Fossil des Monats ist eine regelmäßige Aktion des Paläontologischen Museums München. Hierbei werden jeden Monat besondere Fossilien aus dem Fundus der Staatssammlung ausgestellt und von Wissenschaftlern der Staatssammlung und dem Lehrstuhl Paläontologie und Geobiologie eingehend in Begleittexten und einem Faltblatt erläutert. Die Freunde der Bayerischen Staatssammlung für Geologie und Paläontologie München e.V. unterstützen diese Aktion.