Fossil des Monats Dezember 2022

Riesenhornschnecke

Campanile giganteum  (Lamarck, 1804)

SNSB-BSPG 2020 C 1

Paläogen (Eozän), ca. 45 Millionen Jahre alt, Pariser Becken, Frankreich; Länge 43 cm, Breite 14 cm

Während des Eozäns herrschte weltweit ein warmes Klima. Zu dieser Zeit lebten in den Meeren Europas (Reste des früheren Tethys-Ozeans ) Riesenhornschnecken, die zu den größten Schnecken der Erdgeschichte gehören. Angeblich sollen Exemplare der Art Campanile giganteum bis zu 90 cm, ja sogar 120 cm Länge erreichen. Die schönsten Exemplare dieses Fossils stammen aus den eozänen Ablagerungen des Pariser Beckens. Das Gehäuse dieses Tieres ist turmartig – daher auch der Gattungsname Campanile, dem italienischen Wort für Glockenturm. Sie besteht aus zahlreichen, niedrigen, stufig abgesetzten Windungen, die zunehmend eine Skulptur von starken Knoten ausbilden und eine feine Spiralstreifung zeigen. Allerdings ist das vorliegende Stück etwas abgerieben. Die Schale zeigt zahlreiche kleine Löcher, die vom Bohrschwamm Cliona gebohrt wurden.

Die Gattung Campanile entstand bereits in der Kreidezeit und lebt bis heute mit der Art Campanile symbolicum als Überbleibsel des Tethys-Ozeans an den Küsten Südwestaustraliens fort. Diese Art gilt als lebendes Fossil, erreicht jedoch nur eine Länge von etwa 20 cm, also weit weniger als ihre eozänen Verwandten. Sie ernährt sich von Algen, die sie abweidet und so dürfte auch die fossile Art gelebt haben. Campanile ist eine Neuzeitschnecke (Caenogastropoda) und gehört dort den als urtümlich geltenden Hornschnecken (Cerithien) an.

Die meisten Schnecken sind viel kleiner als Campanile giganteum. Über 60 % aller Arten haben eine Schale, die kleiner als 10 mm ist. Die größte beschalte lebende Schnecke, die Australische Trompete Syrinx, hat eine Schalenlänge von über 90 cm und kann mit Weichkörper bis zu 18 kg wiegen. Sie lebt in tropische Gewässern Australiens und des Indopazifiks.

Alexander Nützel, München

Abbildung:

Riesenhornschnecke Campanile giganteum (Lamarck, 1804), Paläogen (Eozän), ca. 45 Millionen Jahre alt, Pariser Becken, Frankreich; Länge 43 cm, Breite 14 cm; Foto: SNSB-BSPG/M. Schellenberger.

Das Faltblatt mit ausführlichen Informationen zum Fossil des Monats steht wie immer auf der Webseite der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie als PDF-Datei zum Download (1,5 MB) bereit.

Fossil des Monats ist eine regelmäßige Aktion des Paläontologischen Museums München. Hierbei werden jeden Monat besondere Fossilien aus dem Fundus der Staatssammlung ausgestellt und von Wissenschaftlern der Staatssammlung und dem Lehrstuhl Paläontologie und Geobiologie eingehend in Begleittexten und einem Faltblatt erläutert. Die Freunde der Bayerischen Staatssammlung für Geologie und Paläontologie München e.V. unterstützen diese Aktion.