Fossil des Monats April 2024

Rostralzahn eines kreidezeitlichen Sägerochens

Onchopristis numidus (HAUG, 1905)

SNSB-BSPG 1912 V 501

Obere Kreide (ca. 95 Millionen Jahre), Bahariya, Ägypten

Während der Kreidezeit waren weite Teile des heutigen Nordafrikas von einem flachen Meer bedeckt. Ausgedehnte Flussdeltas erstrecken sich zu dieser Zeit in Gegenden, die heute von Wüsten geprägt sind. Ein häufiger Bewohner dieser Flussdeltas war Onchopristis numidus, dessen Fossilien man heute in ganz Nordafrika von Marokko über Algerien und Libyen bis Ägypten findet. Meist handelt es sich bei diesen Fossilien um Rostralzähne, wie den hier ausgestellten.

Onchopristis hatte, wie die heutigen Sägefische auch, ein verlängertes Rostrum, das auf beiden Seiten mit »Zähnen« besetzt war. Diese sogenannten Rostralzähne, sind keine echten Zähne, sondern werden aus modifizierte Schuppen gebildet. Bei Onchopristis waren diese Rostralzähne zusätzlich mit einem oder zwei Widerhaken besetzt. Die eigentlichen Zähne im Mund des Onchopristis waren im Verhältnis dazu relativ klein und stark zurückgebogen.

Die lange Schnauze der Sägefische erfüllt wichtige Funktionen sowohl beim Aufspüren als auch beim Erlegen von Beutetieren. Empfindliche Elektrorezeptoren entlang der Schnauze können schwache elektrische Felder spüren, die von allen lebenden Tieren ausgehen. Wenn die Beute aufgespürt ist, nutzt der Sägefisch seine mit Zähnen bewaffnete Schnauze, um nach den Beutetieren zu schlagen oder um diese zu Boden zu drücken.

Onchopristis erreichte eine stattliche Größe von bis zu neun Metern. Allein die Schnauze des Tieres konnte bis zu zwei Meter lang werden. Trotz dieser stattlichen Größe waren auch ausgewachsene Onchopristis vor manchen Fressfeinden nicht sicher. Neben über zehn Meter langen Krokodilen wie Aegisuchus lauerte die Gefahr auch an den Ufern. Im Jahre 2005 fand man die Schnauze eines riesigen Spinosauriers. In einer der Zahnalveolen des Riesenraubsauriers befand sich noch ein Wirbel von Onchopristis, der sich zwischen dem Knochen und dem Zahn des Raubsauriers verkeilt hatte. Dieses Fossil lieferte somit einen direkten Beweis dafür, dass Onchopristis auf der Speisekarte dieser Riesenraubsaurier stand.

Maximilian Kellermann, München

Abb. 1: Rostralzahn eines kreidezeitlichen Sägerochens, Onchopristis numidus (HAUG, 1905), Obere Kreide (ca. 95 Millionen Jahre), Bahariya, Ägypten. Länge: ca. 10 cm. Inv.-Nr. SNSB-BSPG 1912 V 501. Foto: SNSB-BSPG/M. Schellenberger.

Das Faltblatt mit ausführlichen Informationen zum Fossil des Monats steht wie immer auf der Webseite der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie als PDF-Datei zum Download (128 kb) bereit.

Fossil des Monats ist eine regelmäßige Aktion des Paläontologischen Museums München. Hierbei werden jeden Monat besondere Fossilien aus dem Fundus der Staatssammlung ausgestellt und von Wissenschaftlern der Staatssammlung und dem Lehrstuhl Paläontologie und Geobiologie eingehend in Begleittexten und einem Faltblatt erläutert. Die Freunde der Bayerischen Staatssammlung für Geologie und Paläontologie München e.V. unterstützen diese Aktion.