Fossil des Monats Mai 2024
Küstenschnecke
Pythiopsis douvillei (VASSEUR, 1881)
SNSB-BSPG 1981 XIX
Paläogen: mittleres Eozän (ca. 40 Millionen Jahre), Saffré bei Nantes, Frankreich
Pythiopsis douvillei ist ein eozäner Vertreter der Familie Ellobiidae, der sogenannten Küstenschnecken. Pythiopsis ist dabei eine rein fossile Gattung und umfasst 17 Arten und reicht vom frühen Paläozän bis ins späte Eozän, nach manchen Autoren sogar bis ins mittlere Miozän (ca. 63–15 Mio. Jahre). Die weltweit verbreitete Familie der Ellobiidae umfasst 240 fossile und 320 lebende Arten. Mit Ausnahme der auch in kühleren Breiten vorkommenden Zwerghornschnecken (Carychiinae), sind heutige Vertreter der Ellobiiden hauptsächlich in den tropischen Regionen der Erde anzutreffen. Küstenschnecken bewohnen dort – passend zu ihrem Namen – die Küstenzonen entlang von Flussmündungen, Mangroven und Salzwiesen. Dort kommen sie im Brackwasser des Gezeitenbereichs oder an Land oberhalb der Spritzwasserzone vor.
Die fossile Gattung Pythiopsis ist vermutlich ein Verwandter der heute lebenden Gattung Pythia, die heute vor allem in tropischen und subtropischen Regenwäldern und Mangroven des Indopazifiks vorkommt. Dort leben die Tiere nahe der Wasserlinie, unter Steinen, Laub und in verrotteten Bäumen sowie auch auf Mangroven-Bäumen. Dies passt auch zu dem Ablagerungsmilieu der Fundregion. Das mittlere Eozän war eine globale Warmzeit, zu der die Jahresmittel-Temperaturen die der heutigen Erde um etwa 7–12 °C überstiegen. Zur dieser Zeit lag der Fundort Saffré (heute nördlich von Nantes in Frankreich) entlang eines von Mangrovenwäldern gesäumten, tropischen Meeres, am Südrand des Armorikanischen Massivs. Pythiopsis douvillei war dort Teil einer hoch-diversen Fauna, die in dieser Region und zu jener Zeit über 1000 Arten umfasste, mit Vertretern aus marinen, brackischen, Süßwasser- und terrestrischen Lebensräumen. Neben den häufigeren Schnecken und Muscheln sind von dort auch Haie, Knochenfische, Säugetiere, Reptilien, Kopffüßer, Kahnfüßer, Krebstiere, Armfüßer, Korallen, Seeigel und Moostierchen bekannt.
Die enge und bezahnte Mündung der Schale bietet, wie auch bei rezenten Vertretern der Gruppe, mehrere Vorteile. Zum einen bietet sie Schutz vor räuberischen Krabben sowie anderen Fressfeinden. Daneben verhindert sie, dass zu viel weicher Schlamm in das Gehäuse dringt, und beugt zudem dem Austrocknen des Weichkörpers vor.
Thomas A. Neubauer, München
Abb. 1: Pythiopsis douvillei (Vasseur, 1881) aus dem mittleren Eozän von NW Frankreich. Höhe des Fossils: 9,5 mm. Foto: SNSB-BSPG/Thomas Neubauer.
Das Faltblatt mit ausführlichen Informationen zum Fossil des Monats steht wie immer auf der Webseite der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie als PDF-Datei zum Download (143 kB) bereit.
Fossil des Monats ist eine regelmäßige Aktion des Paläontologischen Museums München. Hierbei werden jeden Monat besondere Fossilien aus dem Fundus der Staatssammlung ausgestellt und von Wissenschaftlern der Staatssammlung und dem Lehrstuhl Paläontologie und Geobiologie eingehend in Begleittexten und einem Faltblatt erläutert. Die Freunde der Bayerischen Staatssammlung für Geologie und Paläontologie München e.V. unterstützen diese Aktion.