Fossil des Monats Juni 2024

Oberjura-Riffkalk mit Schnecken

SNSB-BSPG 2016 IV 37, 38, 66

Oberer Jura (Kimmeridgium), ca. 150 Millionen Jahre, Saal a.d. Donau, bei Kehlheim, Niederbayern

Der Steinbruch bei Saal an der Donau erschließt fossilreiche oberjurassische Riffkalke. Das Alter der Kalke fällt in das mittlere bis obere Kimmeridgium, beträgt also etwa 150 bis 146 Millionen Jahre. Die massiven Kalke erreichen eine Mächtigkeit (Dicke) von etwa 100 m. Sie werden von der Fels-Werke GmbH abgebaut. Die Riffkalke wurden vor allem durch Korallen und Algen gebildet, die in einem damaligen tropisch-warmen Meer lebten. In den Kalken sind zahlreiche Muscheln, Schnecken, Krebse, Armfüßer (Brachiopoden) und andere wirbellose Tiere erhalten.

Ebenso wie in heutigen tropischen Riffen, bot dieses Riff aus dem oberen Jura also zahlreichen Tierarten eine Heimat. Damals wie heute sind tropische Riffe die artenreichsten Meeresökosysteme. Der Steinbruch in Saal wurde über viele Jahre von etlichen Privatsammlern abgesammelt. Durch Ankauf und Schenkungen gelangten zahlreiche Stücke in den Besitz der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie und wurden wissenschaftlich bearbeitet.

Bis zu 400 Arten wurden aus den Korallenkalken von Saal bekannt. Damit ist dieser Steinbruch eine der artenreichsten Fundstellen des Oberjuras. Die wissenschaftliche Identifizierung der Fossilien ist wegen ungenügender Erhaltung oft schwierig. Mit etwa 180 Arten sind Schnecken die artenreichste, diverseste Gruppe. Auch dies erinnert an heutige tropische Meere, in denen Schnecken zu den diversesten Tiergruppen gehören.

Das Fossil des Monats, das vom Sammler F. Lang gefunden wurde, weist etwa 20 Schneckengehäuse auf, die um die zehn Arten repräsentieren. Die Stücke sind schön herausgewittert und vergleichsweise gut erhalten. Eine der Arten ist Planiturbo validotuberosus, die ein auffälliges Ornament aus stachelartigen Knoten besitzt. Diese Art wurde 2017 von J. Gründel und Kollegen als neu beschrieben. Der Holotypus dieser Art (Inventarnummer SNSB-BSPG 2016 IV 37, das Exemplar, an dem die Art definiert wurde) ist auf dem Stück zu sehen (Pfeil). Insgesamt wurden in den letzten Jahren 45 neue Gastropodenarten aus dem Steinbruch bei Saal neu beschrieben. Die vorliegende Gesteinsstufe mit den Schneckengehäusen dokumentiert den Reichtum an Gastropoden in dieser wichtigen Fossilfundstelle.

Alexander Nützel, München

Abb. 1: Oberjura-Riffkalk mit Schnecken, ca. 150 Millionen Jahre, Saal a.d. Donau, bei Kelheim, Niederbayern; Inv.-Nr. SNSB-BSPG 2016 IV 37, 38, 66, Durchmesser des Stücks: ca. 12 cm. Foto: SNSB-BSPG/M. Schellenberger.

Das Faltblatt mit ausführlichen Informationen zum Fossil des Monats steht wie immer auf der Webseite der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie als PDF-Datei zum Download (158 kB) bereit.

Fossil des Monats ist eine regelmäßige Aktion des Paläontologischen Museums München. Hierbei werden jeden Monat besondere Fossilien aus dem Fundus der Staatssammlung ausgestellt und von Wissenschaftlern der Staatssammlung und dem Lehrstuhl Paläontologie und Geobiologie eingehend in Begleittexten und einem Faltblatt erläutert. Die Freunde der Bayerischen Staatssammlung für Geologie und Paläontologie München e.V. unterstützen diese Aktion.